Mona Sorcelli

Die digitalen Nomaden vom «Bureau.D» haben unter neuer Leitung beim Bahnhof ein Zuhause gefunden.

«Coworking hat für mich zwei Bereiche. Einerseits die Arbeitsfläche, die man anbieten kann. Und andererseits, was für uns noch wichtiger ist, das Netzwerken und die Community», sagt Mona Sorcelli vom «Bureau.D». Seit der letzten Vorstandssitzung im April ist sie Präsidentin des Dietiker Coworking-Vereins. Als Vizepräsident wählte der Vorstand Mirko Ganarin. Der abtretende Präsident Thomas Wickart, der das «Bureau.D» zusammen mit Mona Sorcelli gründete, ist genauso wie Dragica Kahlina im Vorstand geblieben. Diesen Januar hat das «Bureau.D» im «Gleis 21» am Bahnhof zum dritten Mal neue Räume bezogen. Aber seit der Gründung im Juli 2015 ist nicht nur geografisch viel passiert.

Am Anfang an der Florastrasse stand die Arbeitsfläche, also der konkrete Raum mit Bürotischen, noch stärker im Fokus. Doch weil die gemieteten Räume vom Eigentümer selbst beansprucht wurden, musste das «Bureau.D» ausziehen, obwohl es gut lief. Danach suchten die Verantwortlichen nach einem passenden Standort, doch wurden lange nicht fündig. So zogen sie kurzentschlossen in kleinere Räumlichkeiten an der Oberen Reppischstrasse um.

Im Sommer 2018 folgte dann der Auszug am zweiten Standort: «Wir beschlossen damals, alle zu digitalen Nomaden zu werden und quasi das Coworking zu leben, in dem wir von überall aus arbeiten», sagt Sorcelli. Bei Sitzungen habe sich herauskristallisiert, wie viel Wissen und Kompetenzen im Verein vorhanden seien. Deshalb hätten sie den Fokus verstärkt auf Coworking als Netzwerken und Wissensaustausch verlagert. «Wir wollen die Erfahrung Coworking zu den Menschen bringen», sagt die Dietikerin.

In der Folge übernahm das «Bureau.D» die Social-Media-Kommunikation für das Stadtfest am ersten Septemberwochenende. «Wir haben viele Fotos gemacht, viel Kaffee getrunken und nur sehr wenig geschlafen», erinnert sich Ganarin an das Fest. Dabei hätten sie auch viele neue Menschen kennen gelernt und Kontakte geknüpft. Auch wertete das «Bureau.D» letztes Jahr die digitale Präsenz der Stadt Dietikon auf, indem auf Google Maps lokale Einträge zu Geschäften und öffentlichen Gebäuden wie Parkhäusern aktualisiert und ergänzt wurden.

Neue Tür öffnete sich im «Gleis 21»
«Wandel ist für uns nie ein Problem», sagt Ganarin. Die stetige Veränderung mache es spannend. Gehe irgendwo eine Tür zu, öffne sich anderswo wieder eine neue. So erhielten die Vereinsverantwortlichen die Gelegenheit, für das «Bureau.D» einen Teil des Atelierraums im neu entstehenden Kulturlokal Gleis 21 zu nutzen. Dort haben sie dann im Januar ihr Büro eingerichtet und den Neustart gewagt.

«Wir wollen jetzt unsere Community wieder mehr nutzen und mit anderen Vereinen und auch der Stadt mehr gemeinsame Projekte umsetzen», sagt Sorcelli. Dabei würden sie darauf fokussieren, den Leuten mit ihrem Know-how einen Mehrwert zu bieten und dank ihrem Netzwerk die richtigen Menschen zusammenzubringen. Das zeigt sich auch am Austausch mit dem direkten Umfeld: Das «Bureau.D» erstellte die Website fürs «Gleis 21» und unterstützt das Kulturlokal bei der Werbung und dem Social-Media-Auftritt.

Auch Coaching soll künftig vermehrt Teil des Konzepts werden. Dabei will Ganarin, seit 2018 Präsident des Schweizerischen Verbands der Diplomierten Höherer Fachschulen (Odec), seine berufliche Erfahrung als Lerncoach einbringen. So wird am 15. Mai ein kostenloses Bewerbungscoaching für junge Berufseinsteiger angeboten. Und am 14. Juni findet erstmals nach langer Zeit wieder das «Social Kafi» statt, bei dem sich Gleichgesinnte über das digitale Arbeitsleben austauschen können und sich gegenseitig mit Tipps unterstützen. «Der Wissensaustausch ist wichtig, weil es sehr schwer ist, selbst auf dem aktuellen Stand zu bleiben», sagt Sorcelli, die sich seit ihrer ersten eigenen Website im Jahr 1998 mit digitalen Themen befasst. Auch beim Umgang mit eigenen Daten im Internet sehen Sorcelli und Ganarin noch viel Aufklärungsbedarf.

Mit ihrem Ziel, das Bewusstsein für Coworking in Dietikon zu fördern, rennen sie bei der Stadt offene Türen ein. Die Digitalisierung und der technologische Wandel sind wichtige Schwerpunkte für den 2018 neugewählten Stadtrat. Das zeigt sich in der kürzlich veröffentlichten städtischen Wirtschaftsstrategie 2025. «Stadtpräsident Roger Bachmann bringt den Spirit mit, den wir selbst verbreiten wollen», sagt Sorcelli.

Bürogemeinschaft lebt wieder
Aber auch die Arbeitsfläche ist dank der neuen Heimat im «Gleis 21» wieder ein Thema. Im Bistro im Gebäude können Kurzentschlossene sich für einige Stunden mit ihrem Laptop einquartieren. Für Langzeitmieter gibt es auch vereinzelt Plätze, die vermietet werden können. Einige Interessenten wurden zudem an andere Orte weitervermittelt. Wenn eine passende Gelegenheit kommt, wolle man auch wieder das Raumangebot erweitern. An Ideen mangelt es auf jeden Fall nicht. So soll sich etwa der Kiesplatz vor dem «Gleis 21» in diesem Sommer verwandeln.

Bildquelle: https://www.limmattalerzeitung.ch/

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